Wie ALG2 Betroffene noch mehr isoliert werden

Armut führt dazu, dass Menschen ausgegrenzt werden, was in einer Gesellschaft, wie der unseren ganz besonders schlimm ist, fordert doch der permanente Konsumzwang seinen Tribut und vermittelt den Betroffenen in ganz besonderes hohem Maße, dass sie nicht dazu gehören. Dies trifft Kinder umso schlimmer, können sie doch nicht verstehen, warum sie diskriminiert werden, nur weil ihre Familie sich besonders angesagte Schuhe oder Kleidung nicht leisten kann. Menschen, die in die „Hartz4 Falle" geraten und ALG2 beziehen, fallen oft in ein tiefes Loch. Plötzlich ist alles anders, man gehört nicht mehr dazu, kann sich nichts mehr leisten. In Deutschland gibt es etwa 1,9 Millionen Kinder, die in Hartz4 Familien leben und tagtäglich am eigenen Leib verspüren, was es bedeutet, arm zu sein, denn ihre Eltern müssen sie für EUR 6,80 pro Tag ernähren, kleiden, sowie Schulbücher kaufen und ihre Freizeit finanzieren. Besonders tragisch wird es für ALG2 Bezieher aber, wenn ein Zwangsumzug ansteht, weil entweder die Miete erhöht wird und damit das übersteigt, was Hartz4 Empfängern an Miete zusteht oder aber ein Mensch plötzlich unter Hartz4 fällt und seine bisher gezahlte Miete als zu hoch angesehen wird. Beide Fälle bedeuten Stress für die Betroffenen und oft genug völlige Isolation, sei es weil man sich in dem neuen Umfeld nicht wohlfühlt und sich plötzlich minderwertig fühlt, sei es weil man von der neuen Umgebung abgelehnt wird.

Zu wenig Wohnraum für die Bezieher von ALG2

Wenn Sie zum Beispiel in Berlin wohnen und ALG2 beziehen, sind Sie möglicherweise von einem Zwangsumzug stärker bedroht, als Sie zunächst annehmen, denn Studien haben ergeben, dass sich rund 100 000 Berliner Hartz4 Haushalte in der Gefahr befinden, nach einer kostengünstigeren Bleibe Umschau halten zu müssen. Die Gründe hierfür sind in der Tatsache zu suchen, dass in Berlin, wie anderswo auch, große Teile des öffentlichen Wohnbestandes verkauft wurden, mit der Folge, dass die Mieten drastisch gestiegen sind und ALG2 Bezieher es sich nicht mehr leisten können, ihre Wohnung zu halten und sich nach einer neuen kostengünstigeren umsehen müssen. Diese Problematik wird noch dadurch verschärft, dass zumindest in Großstädten, wie Berlin, auf 15 Hartz4 Empfänger, in aller Regel nur eine bezahlbare Wohnung kommt. Waren es im Jahr 2009 „nur" 428 Umzüge zu denen ALG2 Empfänger in Berlin gezwungen wurden, so hat sich diese Zahl bis zum Jahr 2011 fast verdreifacht, in 2012 jedoch besteht die Gefahr, dass diese Zahl explodiert und es wurden bisher mehr als 65000 Haushalte aufgefordert, sich eine günstigere Wohnung zu suchen. Das bedeutet, dass etwa ein Drittel aller Hartz4 Empfänger aus Berlin auf die Suche nach einer bezahlbaren Wohnung gehen müssen. Da eine solche Wohnung, insbesondere in Ballungsgebieten, auf Grund der Entwicklungen am Wohnungsmarkt kaum oder gar nicht zu finden ist, bleibt den Betroffenen nichts anderes übrig, als ihr soziales Umfeld zu verlassen und in eine Gegend zu ziehen, in der es bezahlbare Wohnungen gibt. Die Folge, die Betroffenen verschwinden oft in der Anonymität von Plattenbauten und sogenannten Ghettos, die sich am Rande großer Städte etablieren und meist soziale Brennpunkte darstellen. Zur Armut durch Hartz4 kommt noch die Isolation in Wohngebieten, die kaum Hoffnung bieten, im schlimmsten Fall rutschen ALG2 Empfänger in die Wohnungslosigkeit ab.

Es herrscht eine permanente Angst von Hartz4 Empfängern, in die Isolation zu geraten

Die Angst von Hartz4 Empfängern, bei der nächsten Mieterhöhung, ihr Dach über dem Kopf zu verlieren ist latent vorhanden und auch begründet, sinkt doch die Zahl bezahlbaren Wohnraums stetig und arbeiten die wenigsten Städte und Gemeinden daran, dies zu verhindern, beziehungsweise nimmt man billigend in Kauf, dass die Betroffenen dadurch aus ihrem sozialen Umfeld gerissen werden und in vielen Fällen in die Isolation abzudriften drohen. Ghettoblidung und wachsende Jugend Kriminalität sind die Folgen davon, denen die Politik im Moment noch recht gelassen gegenüber zu stehen scheint.